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Francis Durbridge
Der Fall Salinger
Inhaltsangabe
Der Geheimagent Leo Salinger wurde in Amsterdam von einem Sportwagen über-
fahren und getötet. Frazer übernimmt den Auftrag, die mysteriösen Zusammenhän-
ge seines Todes zu klären. War es tatsächlich ein Verkehrsunfall? Oder hat die char-
mante Barbara Day, die den Wagen steuerte, den Tod Salingers vorsätzlich herbei-
geführt? Frazer muß verdammt viel riskieren, bis er hinter die Schliche und Kniffe
einer kaltblütig zupackenden Diamantenschmugglerorganisation kommt und bis
er sich Zentimeter um Zentimeter an den Boß dieser Bande heranarbeiten kann.
Printed in Western-Germany
Einmalige Sonderausgabe mit
Genehmigung des Gebrüder Weiß Verlages München/Berlin
Gesamtherstellung: Lingen Verlag, Köln • fgb
Schutzumschlag: Roberto Patelli
Dieses eBook ist umwelt- und leserfreundlich, da es weder
chlorhaltiges Papier noch einen Abgabepreis beinhaltet!

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ls ich aus der stillen Seitenstraße, in der ich wohnte, auf die
Hauptstraße kam und die endlosen Autoschlangen sah, wußte
ich, daß die nachmittägliche Verkehrsspitze ihren Höhepunkt er-
reicht hatte. Ich war für sechs Uhr mit Mr. Ross verabredet, und
zwar pünktlich auf die Minute. Mit einem Blick auf die Uhr stellte
ich fest, daß es noch nicht ganz halb sechs war; daher entschloß
ich mich, zu Fuß zu gehen.
Während ich im Strom der Verkehrsteilnehmer in Richtung Smith
Square schwamm, überlegte ich, was Charles Ross wohl mit mir
vorhatte. Am Telefon war er kaum mitteilsamer als sonst gewesen.
Auf meine interessierte Frage nach meinem nächsten Auftrag hatte
er kurz angebunden erwidert: »Der Fall Salinger – falls Ihnen das et-
was sagt.«
Natürlich tat es das nicht, und noch bevor ich auflegte, hatte die
andere Seite längst das Gespräch beendet. Ich war genauso klug wie
vorher und fragte mich, warum ich Narr mich eigentlich so mir
nichts, dir nichts in die geheimnisvolle Maschinerie einer Dienst-
stelle hineinziehen ließ, die eine Kreuzung zwischen Geheimdienst
und Kriminalpolizei darstellte. Sicherlich wäre es besser für mich
gewesen, zu meinem erlernten Ingenieurberuf zurückzukehren und
mich den weniger aufregenden Reibereien mit Betriebsratsmitglie-
dern über die Länge der Teepausen zu widmen.
Auf meiner besessenen Suche nach Harry Denston – meinem ein-
stigen Geschäftspartner, dessen Extravaganzen unser gemeinsam be-
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triebenes Ingenieurbüro zum Konkurs geführt hatten – war ich
plötzlich in Kontakt mit Charles Ross und seinen Mitarbeitern ge-
kommen. Auch Ross suchte meinen ehemaligen Teilhaber. Als er
erkannte, wie außerordentlich nützlich sich meine Kenntnisse über
Harry und dessen Bekannte erweisen konnten, hatte er sich meiner
Hilfe versichert, andererseits mir aber auch alle Hilfsmittel seines
Apparates zur Verfügung gestellt.
Es war mir dann auch wirklich gelungen, Harry aufzuspüren, wo-
bei ich zu meinem eigenen Erstaunen in meiner seelischen Struktur
einen bis dato im verborgenen geblühten Zug von Draufgängertum
entdeckte. Um ehrlich zu sein – meine Eitelkeit fühlte sich ge-
schmeichelt, als Ross mir eine Position in seiner Abteilung anbot.
Ja, wenn ich verheiratet gewesen wäre… Aber ich war es nun einmal
nicht. Als Big Ben dröhnend den ersten Glockenschlag der sechsten
Stunde ertönen ließ, war ich am Smith Square angekommen.
Wie immer, wenn ich das Arbeitszimmer von Charles Ross betrat,
schoß mir der gleiche Gedanke durch den Sinn: Welch ungewöhn-
licher Raum, um hier in eine Aufgabe eingewiesen zu werden, die
ohne weiteres mit meinem gewaltsamen Tod enden konnte. Das
Zimmer war hoch und geräumig, mit stuckverzierter Decke, Wän-
den aus geädertem Marmor und darin eingebauten Bücherregalen.
Schwere lederne Klubsessel standen geschickt verteilt auf einem di-
cken Teppich, dessen Farben gut zur übrigen Einrichtung paßten.
Die einzigen Gegenstände, die mich daran erinnerten, daß man
mich nicht zu einem harmlosen Plauderstündchen geladen hatte,
waren der Aktenschrank aus Stahl in der einen Ecke und die vier
Diensttelefone auf dem großen Schreibtisch.
Hinter dem Schreibtisch saß ein gepflegter Herr von etwa fünfzig
Jahren, der einen gut sitzenden dunkelgrauen Maßanzug anhatte.
Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen erfolgreichen Ge-
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